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Der Marketing-Placebo-Effekt

Schon davon gehört? Wenn nicht gehört, dann zumindest schon unbewusst erlebt. 

Dass Preisschilder unser Empfinden über Produktqualität beeinflussen, ist uns schon längst bekannt. Inwieweit diese aber unsere Geschmackserfahrung tatsächlich beeinflussen, haben Wissenschaftler der INSEAD Business School und der Universität Bonn herausgefunden und im Fachblatt Scientific Reports veröffentlicht (August 2017).

In einer Studie mit 30 Teilnehmern (50% Frauen/ 50% Männer), wurde nachdem ein Preis eingeblendet wurde (3€, 6€ oder 16€), Wein verkostet. Wie erwartet gaben die Probanden an, dass der Wein mit dem höheren Preis besser schmeckt als ein scheinbar günstigerer“, berichtet Prof. Dr. Hilke Plassmann von der INSEAD Business School. Was die Probanden aber nicht wussten; bei allen Verkostungen handelte es sich immer um das identische Produkt.

Durch einen Kernspintomografen fand das Forscher Team heraus, dass bei den höheren Preisen nicht nur das Frontalhirn aktiviert wurde, sondern auch ein Teil des Belohnungs- und Motivationssystems (ventrale Striatum). „Das Belohnungssystem wird bei höheren Preisen deutlich stärker aktiviert und verstärkt auf diese Weise offenbar das Geschmackserlebnis… Die spannende Frage ist nun, ob man das Belohnungssystem trainieren kann, damit es weniger empfänglich für solche Placebo-Marketing-Effekte wird“, sagt Prof. Weber.

 

Es wäre sicherlich interessant dieselbe Studie mit Önologen durchzuführen, um herauszufinden, ob Weinkenner, deren Geschmackssinn in diesem Bereich verstärkt geschult ist, andere Ergebnisse erzielen und sie aufgrund ihrer stärker geschulten Körperwahrnehmung (olfaktorisch, gustatorisch) weniger empfänglich für den Marketing-Placebo-Effekt sind.

© MULTISENSING+ - Quellenangabe: Universität Bonn - Scientific Reports - DOI: 10.1038/s41598-017-08080-0; Aug. 2017